Die ehemals selbstständigen Ortsteile Fahretoft, Juliane Marienkoog, Dagebüll und Waygaard wurden 1978 zusammengelegt
Richten wir den Blick auf eine Zeit, die etwa ein halbes Jahrtausend zurückliegt, so sehen wir um 1500 herum, im nordfriesischen Wattenmeer eine Reihe von Halligen mit den Bezeichnungen: Nordtoft, Galmsbüll, Dagebüll, Fahretoft, Waygaard und Ockholm. Sie waren bei aufkommenden Sturmfluten notorisch anfällig für schwere Überschwemmungen und Landverluste, wenn man von den vereinzelten Warftsiedlungen absieht. Durch die erste Eindeichung der Hallig Ockholm, konnte diese bereits 1515 mit dem Festland verbunden und gegenüber den drohenden Überflutungen mindestens besser geschützt werden. In den zurückliegenden Jahrhunderten wurden die Menschen, Häuser und Warften in Ockholm von den Sturmfluten immer wieder schwer getroffen. Einige der kleineren Halligen verschwanden in der Folgezeit völlig, während andere mit dem Festland verbunden werden konnten.
Mit der Eindeichung des Gotteskoogs im Jahre 1566 gelang es endlich, die ehemalige Insel- und Halligenlandschaft Wiedingharde mit den Dörfern Rodenäs, Aventoft, Klanxbüll, Neukirchen und Emmelsbüll-Horsbüll ›landfest‹ Hardt, 1992) zu machen und mit dem Festland zu verbinden. Gleichzeitig konnte der Verwaltungsbezirk Horsbüllharde (Wiedingharde) zumindest im Osten besser vor Sturmfluten geschützt werden. Als Folge dieser Anstrengungen entstand zwischen der ehemaligen Horsbüllharde (Wiedingharde) und und dem Ockholmer Koog die Dagebüller Bucht, in der eine größeren Anzahl von Halligen lagen.
In früheren Jahrhunderten sprach man vom ›Dagebüller Land‹; gemeint war damit die Hallig Dagebüll mit der ursprünglichen Bezeichnung Westermarsch, die um 1626 etwa 448 ha groß war (Der Chronist Heimreich verwendet für die Hallig den Begriff »Dagebüll oder Westermarsch«). Die ›Gemeinde Dagebüll‹ gab es noch nicht. Mehrfach versuchte man ab dem Ende des 16. und im 17. Jahrhundert die Dagebüller Bucht vollständig einzudeichen. Aufgrund der unterschiedlichen Wattströmungen blieb der Erfolg allerdings noch aus. Immer wieder kam es zu Überschwemmungen und schweren Landverlusten. Nach einer Schadensflut im Jahre 1573, die von den Chronisten nur wenig oder gar nicht beachtet wurde, vereinbarten »der Bevollmächtigte (Handlungsbevollmächtigter) des ›Störtewerker Koogs‹ und die Bewohner der Halligen Bollhusen und Waygaard 1574 einen neuen, vorverlegten Deich über Waygaard und die Bollhuser Au bis an den Ockholmer Deich zu errichten« (Hardt, 1992, Seite 134). Eine Entschädigung wurde denjenigen zugesprochen, die nicht in den Schutz des Vordeiches kommen würden. Erst 1577 konnten die Arbeiter und Anwohner mit Erleichterung nicht nur auf den fertigen Deich blicken, sondern auch auf ein nördlich der Soholmer Au hinzugewonnenes Land, das den Namen ›Waygaarder Koog‹ erhielt. Auch gelang es im Jahre 1633, das ›Bottschlotter Tief‹ nach mehreren Fehlschlägen durch eine künstliche Landbrücke nach Fahretoft zu schließen. Fahretoft war jetzt mit dem Festland verbunden und verlor somit den Charakter einer Hallig.
Thema Dagebüll: Stürmische Nordsee am 8. September 2018 im Dagebüller HafenEin Jahr später, im Jahre 1634, musste die Hallig Dagebüll, die nur unzureichend durch einen Sommerdeich geschützt war, während der großen Buchardiflut mit großen Landverlusten fertig werden, nicht zuletzt auch deshalb, weil die nahe gelegene Hallig ›Vredesham‹ vollständig in den Fluten versank. Erst im Jahre 1700 erhielten die Einwohner der Westermarsch (Dagebüll) bestimmte Rechte und somit die Genehmigung, einen festen Deich zu errichten, der dann auch in den Jahren 1702 und 1703 fertiggestellt wurde. Der Dagebüller Koog erhielt etwa 502 Hektar Land, das mit der Eindeichung gegenüber der alten Hallig in Richtung Osten verlagert wurde. Mit dem 1704 errichteten Damm wurde der Dagebüller Koog mit dem Vorland des alten Christian-Albrecht-Koogs verbunden. Insbesondere aufgrund der Erfahrungen, die die Burchardiflut von 1634 mit sich brachte, wurden in den Folgejahren die Anstrengungen hinsichtlich der Bedeichung der Dagebüller Bucht verstärkt. Sedimentzufuhr, Landgewinnungsmaßnahmen und abschnittsweise Eindeichung führten zu einer zunehmenden Verlandung im inneren der Bucht bis um das Jahr 1800 herum große Teile der Bucht verlandet werden konnten.
Die eigentliche Gemeinde Dagebüll wurde erst 1978 durch die Zusammenlegung der bis dahin selbstständigen Gemeinden ›Juliane-Marien-Koog‹, ›Fahretoft‹, ›Waygaard‹ und ›Dagebüll‹ neu gebildet. Sie ist landschaftlich geprägt und hat eine Fläche von ca. 3600 ha mit etwa 900 Einwohnern.
© Fotografie | Dieter Johannsen
Literaturverzeichnis
Abbildung
- © Fotografie | Dieter Johannsen – Titel: Dagebüll | Pegelturm