Die Insel Pellworm wurde von der IDA* offiziell als Sterneninsel anerkannt
Die Nordseeinsel ›Pellworm‹ ist eine Insel im nordfriesischen Wattenmeer und seit 2009 Teil des Weltnaturerbes der UNESCO. Sie ist die viertgrößte der 5 nordfriesischen Inseln Amrum (20,4 km²), Föhr (82,9 km²), Nordstrand (50,4 km², mit dem Festland verbunden), Pellworm (37,4 km²) und Sylt (99,2 km²). Gleichsam kreisförmig angeordnet, gruppieren sich die 10 Halligen um Pellworm.
Die Insel genießt den selten gewordenen Vorzug, eine uneingeschränkte Sicht auf den Sternenhimmel zu haben und einen selten gewordenen Blick auf die Milchstraße werfen zu können. Möglich geworden ist dies durch die Bemühungen der Inselverwaltung, die ›Lichtverschmutzung‹ bewusst gering zu halten. Der größte Teil der zum Einsatz kommenden Straßenlaternen wurde bereits auf warmes Licht mit geringem Blauanteil umgerüstet. Zudem wird nur da beleuchtet, wo dies unbedingt erforderlich ist. Für diese Bemühungen wurde Pellworm 2021 von der ›International Dark-Sky Association‹ offiziell als Sterneninsel anerkannt. Die Insel gehört nach Angaben der IDA* zu den TOP 25 (Rang 13) aller Verwaltungseinheiten in Europa mit der geringsten Lichtemission.
Vor der großen Sturmflut von 1362, der ersten ›Groten Mandränke‹ (auch: zweite Marcellusflut), war Pellworm eine von 5 Harden (Zusammenschluss mehrerer Siedlungen mit eigener landeshoheitlicher Verwaltung und Gerichtsbarkeit) der alten Insel Strand mit den Bezeichnungen ›Beltringsharde‹, ›Edomsharde‹, ›Lundenbergharde‹, ›Pellwormharde‹ und ›Wiriksharde‹.
Nach dem 16. und 17. Januar 1362 wurde die Insel Strand zerschlagen und große Landverluste waren die Folge. Die ›Lundenbergharde‹ und ›Wiriksharde‹ waren zerstört, auch zahlreiche Kirchen mussten aufgegeben werden. Der zur Edomsharde gehörende Handelsort ›Rungholt‹ und weitere Orte versanken in den Fluten. Nach Angaben des Chronisten Anton Heimreich (*1626 †1685; Pfarrer auf Nordstrandischmoor) musste etwa die Edomsharde den Verlust von 7 Kirchspielen und 7.600 Menschen hinnehmen. An anderer Stelle, etwa im ›alten Register (catalogus vetustus)‹, wird von untergegangenen Kirchspielen in der Pellwormharde berichtet (Meier, 2012). Der Chronist Arends berichtet davon, dass man nie eine größere Wasserflut habe erleben können. Wegen der großen Zahl der darin umgekommenen Menschen habe man sie »de groote Manndrank (Die große Manntränke – Das große Ertrinken)« genannt. In den Uthlande-Harden Everschop und Utholm sei der größte Teil der Menschen umgekommen. Allein auf Nordstrand hätten 30 Kirchspiele ihren Untergang gefunden (Egidius, 2003). Auch weite Teile des Norderlandes, etwa die Westermarsch und weite Teile von Ostfriesland seien überschwemmt worden. Und besonders schwere Landverluste habe die Westküste Schleswig-Holsteins hinnehmen müssen. Dort habe man 50 Kirchen mit den zugehörigen Häusern, also ganze Ortschaften ausdeichen (Landflächen freigeben durch Zurückverlegung des Deiches) und die Überreste dem Meer schutzlos preisgeben müssen (Egidius, 2003).
Da große Teile der ehemaligen Uthlande zerrissen und unter Wasser gesetzt wurden, erhielt Strand nach der Sturmflut von 1362 seine charakteristische hufeisenförmige Gestalt, wobei die beiden Enden jeweils die heutigen Inseln Pellworm und Nordstrand bildeten. Die Pellwormharde wurde durch die Allerheiligenflut von 1436 von Strand getrennt und 1551 gelang es mit Hilfe der der Holländer die Pellwormharde wieder mit Strand zu verbinden. Während der Burchardiflut von 1634 brach die damals 220 km² große Insel schließlich endgültig auseinander. Übrig blieben als eigenständige Inseln Pellworm und Nordstrand.
* IDA = International Dark-Sky Association
© Fotografie | Dieter Johannsen
Literaturverzeichnis
Abbildung
- © Dieter Johannsen – Titel: Alte Kirchturmruine und Wahrzeichen der Insel Pellworm